Die Infektion mit dem Dengue-Virus wird mit Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht. Einige Studien deuten auf eine hohe Prävalenz dieser psychischen Störungen hin, die langfristigen Auswirkungen des Dengue-Virus auf die psychische Belastung sind jedoch nach wie vor unklar. Shih et al. untersuchten das kurz-, mittel- und langfristige Risiko für Angststörungen, depressive Störungen und Schlafstörungen nach einer Dengue-Infektion.

Patienten mit Dengue-Infektion wiesen sowohl kurz- als auch langfristig ein deutlich erhöhtes Risiko für depressive Störungen auf. Die Auswirkungen von Dengue auf Schlafstörungen und Angstzustände scheinen jedoch nur von kurzer Dauer zu sein. Die Wissenschaftler der Nationalen Cheng-Kung-Universität in Tainan, Taiwan, ermittelten für ihre Studie Daten zwischen 2002 und 2015 bestätigter Dengue-Fälle aus einer von den taiwanesischen Zentren für Krankheitskontrolle bereitgestellten Datenbank. Daten von Personen, die eine Dengue-Diagnose zu einem früheren Zeitpunkt oder unvollständige Datensätze aufwiesen, die innerhalb von 30 Tagen nach dem Diagnosezeitpunkt verstarben oder eine frühere Diagnose von Angststörungen, depressiven Störungen und Schlafstörungen hatten, schlossen die Experten aus der Analyse aus. Für jeden Dengue-Fall wählten die Forscher nach dem Zufallsprinzip 5 nicht an Dengue erkrankte Kontrollpersonen aus, die in Bezug auf Alter, Geschlecht, Wohngegend sowie Diagnosejahr und -monat übereinstimmten. Die Nachbeobachtung aller Dengue-Fälle und Nicht-Dengue-Patienten in der Studienkohorte leiteten die Wissenschaftler ab den Diagnosedaten bis zum ersten Auftreten eines Ergebnisses, dem Tod oder dem Ende des Jahres 2018 ein, je nachdem, was zuerst eintrat. Zu den soziodemografischen Variablen, die die Forscher in der Analyse berücksichtigten, gehörten Geschlecht, Alter, administrative Region des Wohnsitzes, monatliches Einkommen und der Grad der Verstädterung. Darüber hinaus berechneten die Experten den Charlson Comorbidity Index (CCI) als Maß für den allgemeinen Gesundheitszustand. Mithilfe einer Regressionsanalyse untersuchten die Wissenschaftler das Risiko von Angststörungen, depressiven Störungen und Schlafstörungen nach einer Dengue-Infektion.

Die Forscher nahmen 45.334 Dengue-Patienten und 226.670 Kontrollpersonen in die Studie auf. Statistische Tests wiesen auf ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Angstzuständen und depressiven Störungen bei Dengue-Patienten im Vergleich zu Nicht-Dengue-Patienten hin; für Schlafstörungen gab es jedoch keinen solchen Hinweis. Die Inzidenzraten für depressive Störungen betrugen rund 274 Fälle je 100.000 Personenjahre (PY) in der Gruppe der Dengue-Patienten bzw. rund 224/100.000 PY in der Nicht-Dengue-Gruppe. Nach Anpassung der statistischen Modelle für Alter, Geschlecht, Wohnort, Urbanisierungsgrad, Einkommen und CCI-Score zeigten sich signifikante Zusammenhänge zwischen einer Dengue-Infektion und einem erhöhten Risiko für depressive Störungen, die Forscher konnten dann jedoch keinen Zusammenhang zwischen Dengue und Schlaf- oder Angststörungen mehr feststellen. Subgruppenanalysen zeigten, dass das Risiko für depressive Störungen über verschiedene Zeiträume (<3 Monate, 3-12 Monate und >12 Monate) nach der Infektion erhöht war. Das Risiko für Schlafstörungen war nur im Zeitraum von 3-12 Monaten erhöht. Eine Untergruppenanalyse von hospitalisierten Dengue-Patienten ergab ein erhöhtes Risiko für Angststörungen innerhalb von 3 Monaten und ein anhaltendes Risiko für depressive Störungen über alle Zeiträume hinweg.

 

Fazit:

Die Wissenschaftler beobachteten ein erhöhtes Risiko für depressive Störungen bei Patienten, die eine Dengue-Infektion erlitten hatten. Dies deutet auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Dengue-Infektion und der anschließenden Entwicklung von depressiven Störungen hin. Künftige Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die genauen Mechanismen hinter diesem Zusammenhang zu untersuchen, so die Autoren.

 

Quelle:

Autorin: Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen