Dengue gilt als weltweit häufigste von Mücken übertragene Viruserkrankung. Während die Mehrzahl der Infektionen asymptomatisch verläuft, kommt es im Falle einer Erkrankung meist zu Fieber sowie starken Kopf-, Muskel- und Knochenschmerzen. Komplizierte Verläufe sind möglich und können letal enden. Seit 2022 steht ein tetravalenter Lebendimpfstoff zur Verfügung, der auch in der Reisemedizin eingesetzt wird. Nebenwirkungen des Impfstoffes könnten bisher aber unterschätzt worden sein, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Vier verschiedene Serotypen können das Dengue-Fieber verursachen (DENV-1 bis DENV-4). Nach der Erstinfektion besteht in der Regel eine lebenslange Immunität gegen diesen einen Serotyp. Eine Zweitinfektion mit einem anderen Serotyp kann mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf verbunden sein. Dies wird mit einer fehlgeleiteten Immunreaktion erklärt (ADE – Antibody-Dependend Enhancement), bei der vorhandene Antikörper gegen einen anderen Dengue-Serotyp die Viruslast paradoxerweise steigern und die Erkrankung verschlimmern können. Der tetravalente Impfstoff Qdenga basiert auf dem DENV-2-Serotyp. Die Antigene der anderen Serotypen wurden genetisch in das attenuierte DENV-2-Rückgrat inseriert. In der Zulassungsstudie konnte eine sehr gute Wirksamkeit des Impfstoffes gegen DENV-1 und DENV-2 nachgewiesen werden. Die Wirksamkeit gegen die Serotypen 3 und 4 war demgegenüber unklar bzw. gering. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei subkutan verabreichten Impfdosen, die mit einem Mindestabstand von 3 Monaten verabreicht werden.

In der aktuellen multizentrischen Post-Marketing Studie aus Deutschland wurden Reisemediziner:innen gebeten, zwischen 2023 und 2024 mit Qdenga geimpften Personen einen QR-Code weiterzugeben, der zu einem Fragebogen zur Impfverträglichkeit führte. Die Daten wurden getrennt zur ersten und zur zweiten Impfung erfasst. Außerdem wurden gleichzeitige Impfungen gegen andere Erreger registriert. Die Auswertungen erfolgten anonymisiert.

Ergebnisse

Insgesamt nahmen 1176 Personen an der Studie teil. Der Altersmedian lag in der Kohorte bei 39 Jahren und 53% der Teilnehmenden waren Frauen. Im Gegensatz zur Zulassungsstudie, die Personen zwischen 4 und 60 Jahren eingeschlossen hatten, waren in der aktuellen Studie auch Personen >60 Jahre vertreten. Es stellte sich heraus, dass 1036 Teilnehmende (88% der Gesamtkohorte) Dengue-naiv waren. Bei 28% der Teilnehmenden wurden Co-Impfungen verabreicht, am häufigsten gegen Tollwut, Typhus bzw. Japanische Enzephalitis. 776 Personen wurden nach der ersten Impfdosis und 401 Personen nach der zweiten Impfdosis befragt.

Nach der ersten Impfdosis berichteten insgesamt knapp 60% der Geimpften über Nebenwirkungen. Demgegenüber lag die Rate der Nebenwirkungen nach der zweiten Impfdosis <30%. Dabei wurden nach der ersten Impfdosis bei Dengue-naiven Personen häufiger systemische und nach der zweiten Impfdosis häufiger lokale Reaktionen beobachtet. So kam es nach der ersten Impfung ohne Co-Impfung bei jeweils 40% der Personen zu Kopfschmerzen bzw. Schwäche, 32% litten unter Unwohlsein und bei 11% trat ein Hautausschlag auf. Fieber wurde nach der ersten Impfung bei Dengue-naiven Personen ohne Co-Impfung in 20% der Fälle verzeichnet, gegenüber 2% nach der zweiten Impfung. Die systemischen Nebenwirkungen waren am ausgeprägtesten nach 7-11 Tagen. Nach der zweiten Impfung berichteten 22% der Dengue-naiven Personen ohne Co-Impfung über Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle. Diese Beschwerden traten meist innerhalb von 1-3 Tagen nach der Impfung auf. Knapp 20% der Geimpften berichteten über die Anwendung von Medikamenten, um die Nebenwirkungen zu lindern.

Frauen wiesen sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Impfdosis signifikant häufiger Impfnebenwirkungen auf als Männer (65% versus 49% bzw. 39% versus 20% in der Gruppe der Personen ohne Co-Impfung). Die höchste Rate an Impfnebenwirkungen wurde in der Gruppe der 40-49-jährigen verzeichnet (71,4%). Bei älteren Personen traten demgegenüber seltener Impfreaktionen auf (60-69-jährige 42,3%; 70-79-jährige 33,3%). Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Nebenwirkungsrate zwischen Personen mit bzw. ohne Co-Impfung gegen weitere Erreger. Die höchste Prävalenz von Impfreaktionen wurde bei den Co-Geimpften nach einer gleichzeitigen Impfung gegen die Japanische Enzephalitis verzeichnet (56,8%).

 

Fazit:

Der tetravalente Impfstoff gegen Dengue verursacht vor allem nach der ersten Impfdosis häufig Nebenwirkungen. Schwerwiegende Impfreaktionen wurden allerdings nicht verzeichnet. Die Nebenwirkungen betrafen häufiger Frauen als Männer, und traten bei Älteren seltener auf als bei Jüngeren. Ob die Effektivität bei Älteren vergleichbar gut ist, sollte in weiteren Studien untersucht werden, so die Autor:innen. Die gleichzeitige Impfung gegen andere Erreger führte nicht zu einem bedeutsamen Anstieg an Nebenwirkungen.

Quelle:

Autorin: Dr. Katharina Franke, Darmstadt